Freitag, 19. Oktober 2012

Bring der Thiede den BH zurück ...



 Textauszug: Monika Detering: Langeooger Liebestöter

Er sagte zu Stadler, der verbissen vor dem Computer hockte: »Bring der Thiede den BH zurück. Ich will wissen, wie sie darauf reagiert.«
»Nö. Dor kann ik mi ne to tähmen. (dazu kann ich mich nicht entschließen) Ist Weiberkram. Übrigens, die Hirnmail stammt aus einem Internetcafé. Nicht von der Insel.«
»Aber …« Nathan sah ihn an und dachte nach. »Wir haben nun mal keine Polizistin.«
»Nö.« Nach einer langen Pause sagte Stadler: »Dann fordere eine an.«
»Geht nicht. Personalmangel gibt’s auch in Wittmund und Aurich.«
»Frag deine Sonja. Die kann so was. Oder du gehst.«
»Sonja ist Köchin.«
»Und? Die kann doch ein Gespräch von Frau zu Frau führen. Wenn die sich schon bei der Heimler mit falschen Absichten einschleicht, dann kann sie das auch machen.«
»Jürgen!«
»Doch. Sonja kann Imke prima ausfragen.«
»Wenn das rauskommt?«
»Wenn du und sie den Sabbel halten …«



Natürlich hätte Nathan das Gespräch führen können. Aber er hatte es sich in den Kopf gesetzt, da müsse eine Frau her. Sonja reagierte skeptisch. »Ich weiß nicht. Ich muss mich ausruhen. Ich bin nur noch müde. Und üblich ist so was eher nicht?«
»Keine Angst. Du unterhältst dich ganz fein mit der Imke und überbringst den BH mit schönen Grüßen. Sag ihr, sie müsse verstehen, wir hätten sehr viel zu tun, deshalb hätte ich dich geschickt. Du könntest auch mal die Pflegerinnen so ganz privat beobachten. Wenn ich oder Jürgen auftauchen, ist das immer gleich amtlich und dann knarzen die Leute.«
»Nein. Meine Arbeit ist anstrengend genug. Hörst du mir eigentlich zu? Ich bin so was von kaputt und ausgelaugt. Und die Wanders hat sowieso 'ne Macke. Als ich letztens bei Leiß mit einer Freundin saß, hockte die da vor ihrem Tisch, zog einen Zettelblock raus und notierte, notierte …«
»Ist doch nichts Ungewöhnliches.«
»Ich konnte in ihre Tasche gucken, dadrin stapelten sich Zettel. Später kam die Schally dazu und die fragte die Wanders, fragte und fragte. Und Lea Wanders notierte.  Hab ich dir das schon mal erzählt?«
»Hm. Weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Nathan und nahm Sonja in den Arm, roch ihren köstlichen Duft nach Mai und Apfel, selbst im Winter. Er strich ihr über den Rücken, küsste ihren Hals, sein Mund wanderte, bis er ihre Lippen fand und sie so ausgiebig küsste, dass er im Moment vergaß, was er sonst noch von ihr wollte.

Erst sehr viel später fragte Sonja: »Was soll ich die Imke denn fragen? Ich meine, sie kann doch einfach den BH entgegennehmen und Tschüss sagen?«
»Ach. Mach einfach. Du kannst das.«
Sie hörten Geräusche an der Tür. Blitzschnell zogen die beiden sich an, wie ertappte Schüler, und Nathan konnte gerade noch ein amtliches Gesicht aufsetzen, als es klopfte und er etwas atemlos »Herein« rief.


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Monika Detering