"Gehirne? Warum denn Gehirne?"
Die schöne Köchin Sonja findet im Wald auf der Insel Langeoog drei Gehirne. Wie kommen die dahin? Und warum?
Währenddessen bügelt der nackte Auricher Kommissar Nathan Töwer seine Jeans. Nie hätte er geglaubt, dass sein Jahr auf der Insel so turbulent würde. Normalerweise ist wenig los, jedenfalls nicht besonders viel für die Inselpolizei.
Alles hatte so ruhig begonnen.
Noch ahnen die Bewohner der Kukident-Lounge nicht, was auf sie zukommt. Und dann ...
Noch pflegen sie ihre skurrilen Angewohnheiten. Schon merkt der eine oder andere, dass der Nachbar mehr vergisst als man selbst.
Dieses Vergessen.
Und davor fürchtet sich auch eine der Pflegerinnen, die ihrer Furcht entkommen will. Mit Boxen. Und Joggen.
Der Winter kommt früh. Mit ihm ungewöhnlich viel Schnee und Eis. Und auf einer schneebedeckten Düne wird der alte Paul Herrmann tot aufgefunden. Neben ihm steht sein Rollstuhl.
Wie starb er?
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Der Anfang zum Reinlesen:
Kommissar Nathan Töwer stand nackt vor dem
Bügelbrett und plättete seine Jeans …
Es war ein Samstagnachmittag am Ende des Sommers.
Die Luft schmeckte rauchig. Im Inselwäldchen leuchtete ein Apfelbaum mit
rotgelben Früchten, andere standen schief, waren entwurzelt durch den letzten
Sturm. Sonja Mittag spürte noch Nathan auf ihrer Haut. Träge drehte sie sich
um.
Schon rutschte die Sonne vom Himmel und Nebel
schwamm über dem Boden. Sonja setzte sich auf einen Baumstamm, Gras hing
strähnig, dazwischen buckelten Erdhügel. Möwen kreisten. Ein schöntrauriger
Grönemeyer-Song saß wie ein Ohrwurm in ihrem Kopf, und von St. Nikolaus läuteten
die Glocken.
Zwischen Disteln und Stängeln, vor einem
windschiefen Baum, entdeckte Sonja drei Stühle, so kleine, wie für Puppen.
Kinder aber hatte sie auf ihrem Spaziergang nicht
gesehen. Sonja stand auf und ging zu scheinbar vergessenen Spielsachen eines
Mädchens.
Grau-schwarz gestreifte Fleischfliegen schwirrten
brummend. Neben jedem Stuhl flackerten kaum sichtbar Grablampen, auf den
Sitzen waren rote Servietten ausgebreitet, und auf ihnen bebte Wabbeliges und schien auf allen das
Gleiche zu sein.
Pudding? Als Köchin dachte sie
an Essbares.
Nein.
Sie beugte sich vor. Und schüttelte sich. Gehirne? Gehirne! »Warum denn Gehirne?«, fragte
sie laut.
An den Grablampen klebten Fotografien. Schwarz-
weiß, mit Zackenrand. Sie zeigten Gesichter von alten Männern.
Schmeißfliegen setzten sich sirrend zwischen Sonjas
Haare. Schwerfällig kreisten sie um ihr Gesicht und setzten sich vor den
Nasenlöchern ab. Sonja presste den Mund zusammen und hielt den Atem an.
Weg! Nur weg.
Abrupt drehte sie sich um und rannte los. Unterwegs
ritzten ihr die Dornen der Heckenrosen die Haut auf.
Während sie ins Gestrüpp kotzte, klopfte ein Specht
mit seinem Schnabel gegen einen Baumstamm.