Samstag, 7. Dezember 2013

Der Schädel war gesäubert

Am Hafen






 Auszug:


Der Gesichts-Rekonstrukteurin Charlotte Behms klangen noch Storms Schmeicheleinheiten in den Ohren. »Erwecken Sie es zu neuem Leben, soweit das möglich ist«, hatte er unter Einsatz seines ganzen Altherrencharmes gesagt. »Wenn es jemand kann, dann doch Sie. FBI-Ausbildung, ja, die hätte ich auch gern gehabt. Nun, nun, die Leiche soll wieder lachen können. Und wir wissen dann, wer der Tote ist.«

Dass eine Rekonstruktion Wochen dauern könne, hatte er mit präsidialen Bewegungen weggewischt. »Bitte! Wir brauchen das schnellste Ergebnis überhaupt, meine liebe, meine hochverehrte Frau Behms, gelle?«, und überreichte ihr einen Weihnachtsstern, den sie sofort weiterverschenkte.

»Was für eine Schmalzbacke, dieser Mann.«

***

Der Schädel war gesäubert und eine zweidimensionale Zeichnung angelegt. Das maßstabgetreue Foto des markierten Schädels diente als Vorlage. Anhand der Tabellen, in denen die Haut- und Muskeldicke auf dem Schädel lebender Menschen vermessen worden waren, hatte sie vergleichbare Daten, die zum Alter und Gewicht des Unbekannten passten, gefunden.

Während der Rekonstruktion blieb der Kopf mit allen Weichteilmarken sichtbar und sie konnte das Einhalten der Maße ständig überprüfen. Muskeln waren inzwischen neu modelliert und den Schädel hatte sie nun mit einer zweiten Schicht Modelliermasse überzogen. Die Weichteilstärke entsprach der vorgegebenen Haut- und Fettgewebeschicht.

Wieder und wieder verglich sie die sorgfältig erstellten Aufnahmen des Polizeifotografen, die noch vorhandene Reste der Weichteile, die Haare, Ohren und Bartwuchs zeigten.

Stürmchen meint wohl, mittels einer dämlichen Blume könne ich mal eben was auf den Schädel klatschen und fertig ist er. Idiot! Schließlich bin ich eine gefragte Expertin. Da muss die Polizei und vor allem der Herr Staatsanwalt etwas mehr Geduld aufbringen. Die können von Glück sagen, dass ich gerade eine freie Lücke hatte …

Die Glasaugen lagen eingebettet in den Plastilinhöhlen, Hals und der spärliche Haarkranz waren hinzugefügt. Charlotte Behms hatte herausgefunden, dass ihm sein Mörder die Kopfhaare abrasiert hatte. Dieses Bonbon würde sie Storm nachreichen, wenn die Fotos für die Veröffentlichungen gemacht waren.

Das Modell zeigte ihr einen gutaussehenden Mann mit kantigen Gesichtszügen und sah sehr viel anders aus als Hannes Roth. Und – die Leiche lächelte wieder.





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